Raindirk - Concorde 2000+
ca. 1981 gebaut und dementsprechend "zerrockt"...

Das Pult wurde in England von der Firma Raindirk Audio gebaut. Nach Deutschland kam es Anfang der 90er, wo es mehrere Jahre in einem befreundetem Studio benutzt wurde. In Verbindung mit einer 24-Spur Bandmaschine war es ein wunderbares "kleines" Setup, also das Homestudio der 80er und 90er... Mit einer Steuerlogik ausgestattet konnte man die Kanäle in mehrere Modi versetzen Record, Tape, Mix und FDR.
Nach einer mehrjährigen Zeit auf einem nicht frostfreien Dachboden habe ich dann die Räumlichkeiten des Studios gemietet und das Pult wieder ins Warme gestellt. Hin und wieder habe ich es angeschmissen und angefangen eine Fehlerliste, die immer länger und länger wurde, zu erstellen...
Ich habe es gekauft...

...auch wenn es eigentlich schrottreif war! Leider musste ich es dann aus Platzgründen wieder für zwei Jahre auf einen Dachboden verfrachten. Die alten Fehlerlisten waren für die Tonne. Aber jetzt ist endlich die Zeit gekommen, wo dem Gerät wieder neues Leben eingehaucht wird! Es wird nicht nur komplett restauriert sondern bekommt auch Neuerungen, denn die Technik hat sich ja mittlerweile sehr verändert. Jetzt steht ein Computer, anstatt einer Bandmaschine, in jedem Studio und den wollen wir ja auch nicht mehr missen. Um die Tastatur und Maus in die Mitte des Pultes zu bekommen, fliegen 12 Kanäle komplett raus. Diese dienen als Ersatzteillager für nicht mehr zu beschaffende Teile. Es bekommt eine "Tisch"-Platte, wo dann der neue Masterkanal, ein 8-Kanal-Listen Mixer und ein Stereo-Kanal eingelassen werden. Der Masterkanal wird komplett neu aufgebaut, da der alte hinüber ist und außerdem Funktionen bietet, die nicht mehr benötigt werden. Jetzt kann er auch ein Gate-gesteuertes TalkBack beherbergen. Der 8-Kanal-Listen-Mixer dient einfach nur dazu acht externe MicChannels "hörbar" zu machen, sie in die globale Mute- und Solo- Funktion zu integrieren und die Signale auf den CUE-Weg in den Aufnahmeraum zu schicken. Ähnlich verhält es sich mit dem Stereo-Kanal, der lediglich dazu dient, die im Rechner gemischten Spuren in das Pult zu integrieren, Mute und Solo schalten zu können und das Signal auf den CUE-Weg zu schicken. Der Computermonitor wird hinten am Pult-Chassis befestigt, so dass man ganz entspannt am Pult sitzen und arbeiten kann.

Seit etwa Mitte Januar bin ich nun dabei neue Schaltpläne zu entwickeln und das Pult zu konstruieren. Hauptsächlich richte ich mich dabei nach den Original Schaltplänen, damit der Charakter "stimmig" bleibt. Es ist unglaublich viel Arbeit!!!
Hin und wieder bezweifle ich, ob es die richtige Entscheidung war ein altes Pult zu restaurieren anstatt einfach ein neues zu besorgen... Aber was für eins käme dann in Frage? Etwas vergleichbares wie Neve, SSL, ADT oder ein neueres Raindirk würde den finanziellen Rahmen sprengen. Ein Mackie oder ein Tascam-Pult, vielleicht sogar ein großes Behringer Eurodesk, hat dann doch zu wenig Charme. Dann gibt es ja noch die unzähligen Live-Pulte, ach nee...lieber löten!
An die Arbeit!

Ein bisschen gut aussehen sollte es dann ja auch noch... Also erst mal den 30 Jahre alten Kunstleder-Lappen ab!

Viel Terpentin-Ersatz löst die alten Klebereste...

und nun schön mit Filz unterfüttern...

Das neue Kunstleder ist zugeschnitten...

Sorgfältig verklebt... Und natürlich die alte Plastikleiste reinigen und wieder anbringen... Fertig!

Komplett zerlegtes Chssis...

Alle VU-Meter haben neue Glühbirnen zur Beleuchtung bekommen. Ich habe alle getauscht, weil schon viele unterschiedliche Ersatzbirnen verbaut waren und sie unterschiedlich hell leuchteten. Einen erneuten Austausch möchte ich für möglichst lange Zeit vermeiden, daher habe ich Birnen gewählt, die für eine 2 Volt höhere Spannung ausgelegt sind, als benötigt.

Die Frontplatten für die neuen Kanäle sind bestellt... Ich bin mal gespannt, wie sie aussehen, wenn sie ankommen!

Herrlich! Sie sehen gut aus!

Konstruktion der Schaltpläne und Platinen im Rechner und auf Papier...

Die Bauteile sind da!

Aus der Tischplatte werden die Löcher für die Frontplatten ausgesägt, die Befestigungsschrauben für die Platinen werden eingeschraubt und die Platte wird auf der unteren Seite abgeschirmt.
Auf die Oberseite wird sie mit Filz beklebt, damit sie später mit Kunstleder bespannt werden kann und die Frontplatten schön eingelassen sind.
Rechts dann die fertige Platte mit den Frontplatten...

Ein kleines Chemie-Labor zum Platinen Ätzen...

So nach und nach kommen sie dann... Platinen, Platinen, Platinen...

Jetzt nur noch löten, löten, löten...

so langsam kann man den Fortschritt erkennen...

zum Beispiel die Kopfhörerendstufe...

oder die einzelnen Fader und Potis...

Der Master Kanal ist schon fast komplett verkabelt...

...und wird super aussehen!

Die neu entwickelten Kanäle verschmelzen mit Hilfe vieler Kabel und schönen Kabelbäumen mit der alten Umgebung des Pultes...

Jetzt kann endlich richtig getestet werden... Also mit Musik und Ohren! Nicht mehr nur mit Oscilloscope und Frequenzkurven... Der erste Eindruck: GROSSARTIG!!! Zwei kleine "Schönheitsfehler" gabs, die ich sofort ausgemerzt habe.
Nur noch die restlichen sieben "Listen"-Kanäle fertig machen und die VU-Meter einbauen... Dann sind die neu entwickelten Teile FERTIG!!!

Der Monitor hat seine neue Halterung hinten am Chassis bekommen. Er lässt sich hoch und runter fahren, damit man entpannt arbeiten kann oder aber die VU-Zeiger bei den Aufnahmen sieht.
Die "alten" Kanäle

Damit die alten Kanäle mit dem neu entwickeltem Teil des Pultes "kommunizieren", was die SOLO-Funktion angeht, wird das Logic-Subboard der Kanäle neu entworfen und ersetzt. Das Bord regelt außerdem die Logik für die Input-Wahl des Kanals.
Links: Eine Hand voll neue Boards; Rechts oben: das alte Board, unten: das neue.

Ein Kanal auf dem "Prüfstand"...

Die alten Kanäle mit neuer Logic finden ihren Weg ins Pult...

...und werden - einer nach dem anderen - restauriert! Viel Dreck, kratzende Potis, trockene Elkos verbrannte Widerstände und olle OpAmps warten darauf endlich auf den Elektroschrott-Friedhof geworfen zu werden... Außerdem werden die Routing-Schalter entfernt. Hier findet irgendwann eine kleine Gain-Regelstufe für den Line-Input Platz (Routing-Pan). Man sieht den Unterschied schon auf dem Foto: links "alt", rechts "neu"

Diesem Kanal geht es an den Kragen, damit...

...diese Gläser voll werden!
Bilder & Videos vom Raindirk


